Miriam vom Blog How I Met my Momlife schreibt in diesem Gastartikel über ihre Hausgeburt beim 3. Kind. Beim Durchlesen ihres Gastartikels merkte ich, wie mich besonders der Abschnitt über die Hausgeburt berührt. Wie schön, dass du das erleben durftest!

Seit 10 Wochen bin ich Dreifachmama. In den letzten fünf Jahren habe ich drei völlig unterschiedliche Schwangerschaften und Geburten erlebt. Müsste man dem eine Überschrift geben, würde diese wohl lauten: „von unbewusst zu bewusst“ oder „von der PDA zur Hausgeburt“. Ich freue mich, dass ich auf Monis Blog die Geschichte meiner Schwangerschaften und Geburten mit euch teilen darf.

Schwanger in Südfrankreich 

Mit 24 Jahren wanderte ich nach Südfrankreich aus. Ich sprach zu diesem Zeitpunkt kein Wort Französisch, arbeitete aber in einem internationalen Unternehmen und lernte von meinen Kollegen relativ schnell das „Alltagsfranzösisch“. 

Eineinhalb Jahre später wurde ich schwanger und stellte mit Erschrecken fest, dass ich mit meinem Alltagsfranzösisch beim Frauenarzt und alle den Ämtern, die ich wegen der Schwangerschaft besuchen musste kaum weiter kam. Meine erste Schwangerschaft war daher geprägt von Unsicherheit (ich verstand bei den Arztbesuchen oft nicht was die Frauenärztin über mein Ungeborenes sagte) und Ärger (französische Ämter sind wie in Deutschland, aber wenn man sich kaum verständigen kann kommt man an seine Grenzen). 

Ich weiß nicht ob es an den Äußeren Gegebenheiten lag, aber ich bekam dann ab der 27. SSW regelmäßige Vorwehen, die eine Gebärmutterhalsverkürzung zur Folge hatten. Ab diesem Zeitpunkt musste ich liegen. 11 Wochen verbrachte ich im Bett oder auf dem Sofa, schaute Serien und beschäftigte mich mit Onlineshopping. Auf die Geburt bereitete ich mich nicht vor, ich verdrängte sie eher. „Wird schon irgendwie gut gehen“ dachte ich damals. 

Eingeleitete Geburt mit Wehentropf und PDA 

Als 14 Tage vor ET festgestellt wurde, dass ich ganz leicht Fruchtwasser verliere und niemand wusste wie lange das schon so war, musste ich im Krankenhaus bleiben und wurde – wegen der Infektionsgefahr – am nächsten Tag eingeleitet (das würde ich mit meinem heutigen Wissen übrigens nicht mehr mit mir machen lassen, aber das ist ein anderes Thema). 

13 Tage vor ET betrat ich am Morgen den Kreißsaal und wurde von einem Anästhesist begrüßt. Als ich fragte warum er denn hier sei und, dass ich doch noch gar nicht nach einer PDA verlangt hätte, bekam ich die Antwort, dass mit einem Wehentropf eingeleitet werden würde und die Wehen, die dadurch ausgelöst würden, ohne PDA nicht auszuhalten wären. Auch das hinterfragte ich damals nicht, setzte mich auf das Kreißsaalbett und ließ mir die PDA legen. 

In Südfrankreich liegt die PDA Rate bei 95%. Fast jede Frau lässt sich „präventiv“ eine PDA legen. Schon vor der Geburt wird den Frauen geraten zeitnah ins Krankenhaus zu kommen, damit man die PDA gut legen könne. Die Geburtskultur ist dort eine andere als in Deutschland. Und ich fügte mich ein. 

Die Geburt an sich verlief dann schnell und unkompliziert. Knapp sechs Stunden nachdem die PDA und der Wehentropf gelegt wurden, kam meine Tochter zur Welt. Während der Geburt hatte ich allerdings zu keinem Zeitpunkt irgendein Empfinden. Im Nachhinein betrachtet wurde mir durch das Einleiten und die PDA die Geburt genommen. Ich war mehr ein Zuschauer als die Hauptdarstellerin meiner Geburt. 

Fast im Auto geboren – und völlig ausgeliefert

Auf meine zweite Geburt war ich dann schon besser vorbereitet und wünschte mir, dass meine Tochter sich ihren Geburtstag selbst aussuchen darf. Es sollte also natürlich losgehen und nicht eingeleitet werden. Und ich wollte Geburtswehen erleben. Ich wusste durch die erste Geburt schließlich nicht wie sich „echte Wehen“ anfühlen. Die Option auf eine PDA ließ ich mir offen, in Frankreich wird diese ja schnell gelegt. 

Es ging dann 10 Tage vor ET tatsächlich ganz natürlich los. Die Wehen kamen alle 8-12 Minuten und waren gut auszuhalten. Ins Krankenhaus wollte ich so spät wie möglich fahren. Als sich die Wehen nach sechs Stunden immer noch nicht verkürzt hatten, beschlossen wir einen Spaziergang zu machen. Auf diesem platzte mir dann die Fruchtblase und die Wehen kamen sofort alle 2 Minuten. Als ich 20 Minuten später an der Notaufnahme im Krankenhaus ankam und auf einem Bett in den Kreißsaal gefahren wurde, war das Köpfchen schon zu sehen. Nach zwei Presswehen war meine Tochter dann geboren. Ich erlebte also eine schnelle, unkomplizierte Geburt ohne Schmerzmittel. Für die wäre es sowieso zu spät gewesen. 

Ich wollte endlich die Hauptdarstellerin meiner Geburt sein 

Als ich zum dritten Mal schwanger wurde, reflektierte ich meine ersten beiden Geburten. Die erste war betäubt und völlig unbewusst. Die zweite ging so schnell, dass ich ab dem Blasensprung völlig überrumpelt war. Ich erlebte zwar Geburtswehen, war diesen aber regelrecht ausgeliefert. Damals musste mich die Hebamme immer wieder aus meiner Angst holen und mich daran erinnern zu atmen. So wollte ich meine dritte Geburt nicht erleben. Ich wollte weder Zuschauer noch „Opfer“ sein, ich wollte die Hauptdarstellerin meiner Geburt sein. 

Dass ich gebären kann wusste ich, denn mein Körper hat meine ersten beiden Kinder jedes Mal wunderbar geboren. Jetzt fehlte nur noch, dass auch mein Kopf bewusst bei der Geburt dabei war. Da ich mittlerweile in der Schweiz wohne und es an meinem Wohnort möglich war, sein Kind auch Zuhause zu bekommen, entschied ich mich für eine Hausgeburt. Mit dieser Entscheidung geschah es automatisch, dass ich mich sehr bewusst auf die Hausgeburt vorbereitete. Ich informierte mich viel, las sehr viele Bücher, hörte Interviews, schaute Geburtsvideos und saugte jedes Detail von Hausgeburtsberichten auf. 

Meine bewusste Hausgeburt 

Affirmationen Hausgeburt
Affirmationen während der Wellen

Ich genoss meine dritte Schwangerschaft und die Verbindung zu meinem Ungeborenen sehr. Ich ließ mich zum ersten Mal auf die Veränderungen meines Körpers ein und tauchte in die Tiefe der Urweiblichkeit ab. Trotz der Corona Krise und des Lockdowns blieb ich immer bei mir und ließ nichts vom Außen zu sehr an mich heran. Auch nicht die ganzen Horror- und Angstmacher Geschichten anderer Geburten. Jede Geburt ist einzigartig. Und jede Frau sollte selbst bewusst entschieden dürfen für welche Art von Geburt sie sich entscheidet. 

Meine bewusste Entscheidung führte mich zu einer wundervollen Hausgeburt, die ich mir schöner nicht hätte vorstellen können. Ich brachte am Abend gegen 20 Uhr meine beiden „großen“ Kinder ins Bett (sie sind 4 und 2 Jahre), war gegen 22 Uhr noch in der Badewanne und ruhte mich noch noch etwas zwischen meinen schlafenden Kindern aus. Gegen 1 Uhr ging ich in mein liebevoll vorbereitetes Gebärzimmer und veratmete im Kerzenschein meine Wehen. Gegen 2:15 Uhr kamen meine Hausgeburtshebammen und um 2:35 war meine dritte Tochter geboren. 

Für mich war meine Hausgeburt die Schönste meiner drei Geburten. Nicht unbedingt weil sie Zuhause war, sondern weil ich ganz bewusst dabei war. Ich nahm bewusst wahr wie das Köpfchen meiner Tochter ins Becken rutsche, heraustrat und sie in die Hände ihres Vaters fiel (ich gebar im Stehen). Ich war weder Zuschauer meiner eigenen Geburt, noch war ich ausgeliefert. 

Bewusste Geburt, bewusste Mutterschaft 

Eine bewusste Geburt kann so viele Gesichter haben und an so vielen Orten stattfinden. Egal ob Hausgeburt, Geburtshaus oder Krankenhaus. Auch ein Kaiserschnitt kann sehr bewusst sein, so wie du, liebe Moni, ihn in Form deiner Kaisergeburt erlebt hast. Ich wünsche mir, dass wir Frauen nicht mehr Zuschauerinnen oder Opfer unserer Geburten sind. Ich wünsche mir, dass wir alle frei wählen und bewusst entscheiden dürfen wie wir gebären. 

Diese Bewusstheit geht weit über das Gebären hinaus und deshalb geht es auf meinem Blog How I met my MomLife vor allem um die bewusste Mutterschaft. Ich freue mich über jede Mama, die ich ein Stück auf ihrem Weg begleiten darf. 

Alles Liebe, 
Miriam 

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