Über die Autorin dieses Gastartikels
Marina Bartmann schreibt für Euch bei Instagram unter dem Namen marina_bartmann und auf ihrem Blog www.marinabartmann.de.
Dort möchte sie Frauen über ihren Zyklus aufklären und sie dabei unterstützen selbstbestimmte und eigenverantwortliche Entscheidungen darüber treffen zu können.
Marina ist angehende Gesundheits- und Präventionsberaterin und ihr Schwerpunkt liegt hier vor allem in der Frauengesundheit und der hormonfreien Verhütung.
Irgendwann nach einer Geburt kommt der Zeitpunkt, an dem man sich so langsam wieder Gedanken über seine Verhütung macht…
Eine sehr gute und vor allem sichere Methode um hormonfrei zu verhüten ist die symptothermale Methode mit dem Regelwerk nach Sensiplan®, auch „NFP (natürliche Familienplanung) nach Sensiplan®“ genannt.
Alles auf einem Blick
Symptothermale Methode
Sympto- (Symptom) -thermal (Temperatur)
Mithilfe dieser Methode können wir anhand von verschiedenen Zyklusparametern, also einem Symptom (Zervixschleim oder Muttermund) und der Basaltemperatur, die fruchtbare und unfruchtbare Zeit in unserem Zyklus bestimmen.
Somit lässt sich der Zeitpunkt des Eisprungs festlegen und wir wissen genau, wann wir fruchtbar sind und wann nicht.
Mit diesem Wissen ist es nun möglich innerhalb der fruchtbaren Zeit zusätzlich zu verhüten, aber auch, wenn die Zeit gekommen ist, die nächste Schwangerschaft zu planen.
Das Regelwerk nach Sensiplan ® ist eines der am sichersten und besten untersuchten Regelwerke, die es zu dieser Methode gibt. Die Methodensicherheit liegt bei 0,4. Die Anwendersicherheit bei 1,8.
Im Vergleich hat die Pille eine Methodensicherheit von 0,3, und eine Anwendersicherheit von 6-8.
Die symptothermale Methode ist außerdem eine ganz wunderbare Methode den eigenen Zyklus und Körper besser kennen zu lernen und Vertrauen in ihn zu entwickeln. Und insbesondere nach einer Schwangerschaft ist es eine tolle Möglichkeit, die Rückkehr der eigenen Fruchtbarkeit zu beobachten.
Das Sensiplan ®-Regelwerk
Wie bereits erwähnt ist das Regelwerk nach Sensiplan ® eines der bekanntesten und am besten untersuchtesten Regelwerke zur symptothermalen Methode.
Diese wissenschaftlich basierte Methode, beruht vor allem auf der Tatsache, dass wir nicht jeden Tag im Zyklus schwanger werden können. Außerdem berechnet sie die Überlebensdauer der Spermien im weiblichen Körper ein. Es ist im Grunde angewandte Biologie.
Das Regelwerk besteht aus verschiedenen Grund- und Ausnahmeregeln für die Bestimmung der unfruchtbaren Zeit, sowohl nach dem Eisprung, wie auch am Zyklusanfang.
Zusätzliche enthält es verschiedene Regeln für besondere Lebenssituationen, wie Regeln für Post-Pill-Zyklen, während der Stillzeit und in den Wechseljahren.
NFP in der Stillzeit
Wie bereits erwähnt, gibt es für die Zeit nach der Geburt und in der Stillzeit spezielle Regeln.
Wenn man sich schon vor der Schwangerschaft mit NFP nach Sensiplan ® beschäftigt hat, sollte es mit diesen Sonderregeln kein Problem sein.
Für die Frauen, die sich vorher noch nicht mit der Methode auseinandergesetzt haben, könnte es schwieriger werden… Vor allem mit Baby hat man nicht immer die Geduld, neues zu lesen und zu lernen.
Nach der Geburt ist es so, dass der Zyklus sich zunächst wieder einpendeln muss. Je nach Frau dauert das unterschiedlich lange. Hier kommt es vor allem darauf an, wie „intensiv“ die frischgebackene Mama stillt. Stillt man sein Kind nur kurz oder teilweise, kann man davon ausgehen, dass der Zyklus schnell zurückkehrt. Bei vollstillenden Mamas kann es Monate dauern, bis der Zyklus in gewohnter Form zurück ist. Aber das Stillen alleine ist keine geeignete Verhütung, denn wir wissen nicht, wann wieder ein Eisprung stattfinden wird.
Bis zum ersten Eisprung hat die Auswertung des Zervixschleims eine zentrale Rolle, da dieser die wiederkehrende Fruchtbarkeit ankündigt.
Hat dieser erste Eisprung stattgefunden, werden die normalen Sensiplan-Regeln wieder angewendet.
Folgende Regeln legt Sensiplan ® für die Verhütung nach der Geburt fest:
- Unfruchtbarkeit kann bei vollstillenden Mamas grundsätzlich die ersten 10 Wochen nach der Entbindung angenommen werden.
Ausnahme: Tritt nach der 8. Woche eine Blutung auf, muss sofortige Fruchtbarkeit angenommen werden und nach den Zervixschleimregeln ausgewertet werden.
- Ab der 10. Woche kann mit der Temperaturmessung begonnen werden. Die Basaltemperatur ist nach einer Geburt jedoch meist sehr unruhig und kann somit zunächst vermutlich nicht ausgewertet werden.
- Sobald der Wochenfluss vorbei ist, sollte mit der Zervixschleimbeobachtung und ggf. mit der Beobachtung des Muttermundes begonnen werden
- Ab der 11. Woche, bis zur ersten Temperaturhochlage, werden die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage nur mithilfe des Zervixschleims bestimmt.
Ggf. kann eine doppelte Kontrolle mit Hilfe der Muttermundbeobachtung erfolgen.
Regeln zur Zervixschleimauswertung
- Ist kein Schleim sichtbar und das Gefühl ist trocken oder „nichts“, wird Unfruchtbarkeit angenommen
- Sobald man Feuchtigkeit empfindet oder Zervixschleim sieht (egal welcher Qualität), muss sofortige Furchtbarkeit angenommen werden
- Am Abend des 4. Tages (und nicht wie üblich des 3. Tages) nach dem Schleimhöhepunkt kann Unfruchtbarkeit angenommen werden. Allerdings muss an diesem 4. Tag das Empfinden trocken oder überhaupt kein Zervixschleim beobachtet worden sein (und nicht wie gewohnt nur eine schlechtere Qualität)
- Empfindet man am 4. Tag nach dem Schleimhöhepunkt wieder Feuchtigkeit oder sieht Zervixschleim, gilt man weiterhin als fruchtbar, bis ein erneuter Höhepunkt beobachtet wird
- Jede Veränderung des Zervixschleims hin zu einer besseren Qualität wird als Beginn der fruchtbaren Zeit gewertet
- Jede Blutung, die einer Temperaturhochlage vorausgeht, wird wie ein Schleimsymptom betrachtet und als fruchtbar gewertet
Auch für die Auswertung der Temperatur ergibt sich in der Stillzeit eine Besonderheit:
- Nach der 1. höheren Messung müssen 3 höhere Werte abgewartet werden, sodass man insgesamt 4 hohe Werte hat. Dieser vierte Wert muss allerdings nicht unbedingt 0,2 Grad über der Hilfslinie liegen (also quasi eine 4-über-6-Regel)
- Die Temperaturauswertung erfolgt, wie bei NFP üblich, in doppelter Kontrolle mit der Zervixschleimbeobachtung (allerdings nach den oben genannten Sonderregeln für die Stillzeit)
- Die unfruchtbare Zeit beginnt, wie auch bei den normalen NFP-Regeln dann, wenn die letzte der beiden Auswertungen abgeschlossen ist
Gelegentlich beobachten Frauen auswertbare Temperaturhochlagen, auf die keine Blutung folgt. Aus diesem Grund sollte im ersten Zyklus nach der Geburt trotz abgeschlossener Auswertung in doppelter Kontrolle weiterhin jeden Tag die Temperatur bis zum Einsetzen der Blutung gemessen werden.
Sollte die Temperatur wieder auf Tieflagenniveau absinken, bevor eine Blutung einsetzt, muss sofortige Fruchtbarkeit angenommen und der Temperaturanstieg neu bestimmt werden.
Sobald ein Zyklus nach den oben genannten Sonderregeln erfolgreich ausgewertet wurde, kann im folgenden Zyklus mit den gewöhnlichen Regeln der symptothermalen Methode fortgefahren werden.
Zusätzlich bietet es sich an mit einer Barrierermethode, wie Kondom oder Diaphragma zu verhüten.
Diese werden häufig von Frauen in Kombination mit NFP genutzt, um in der fruchtbaren Zeit eine Möglichkeit zur Verhütung zu haben.
Ich hoffe, ich konnte Dir einen guten Überblick geben, worauf du bei NFP nach der Schwangerschaft oder in der Stillzeit achten solltest.