So oder so ähnlich ist es immer noch in vielen Familien der Fall. Oder nicht? Ist die gleichberechtigte Elternschaft eine Illusion? Letztens habe ich mit meinem geliebten Bloggernetzwerk auf Telegram über die Aufteilung von Erwerbsarbeit und Carearbeit diskutiert. Ich missioniere nämlich gerne: Liebe Mamas, macht euch niemals finanziell abhängig von euren Männern! Am liebsten würde ich ganz Deutschland damit plakatieren. Aber ich merke auch, dass es einfach eben nicht so einfach ist, wie ich es predige. Ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau oder besonders zwischen Eltern eine Illusion? Ein Wunschdenken?
Alles auf einem Blick
Meine Gleichberechtigung nach dem 1. Kind
„Ich gehe nach der Elternzeit 30 Stunden pro Woche wieder arbeiten“ — „WAAAAS?!!“
In meinem mehr als 2 Jahre alten Blogbeitrag über meinen Wiedereinstieg nach der Elternzeit habe ich berichtet, dass die Reaktion auf meine 30-Stunden-Woche immer voller Entsetzen war. Ich lebe in Westdeutschland ( und auch hier frage ich mich warum man das erwähnen muss aber es gibt Unterschiede zum Osten) und hier ist es üblich, dass die Mamas nach der Elternzeit mit 15 Stunden maximal 25 Stunden die Woche in den Job zurückgehen.
Mehr würde sich ja gar nicht lohnen, wegen der Steuerklasse 5.
Dazu will ich mal gaaaanz kurz ausholen: Nehmt nicht Steuerklasse 5! Geht in die 4/4. Am Ende zahlt ihr das Mehr am Familiennetto eh wieder dem Finanzamt zurück!
Gut, sicher reicht es auch vielen Familien, wenn ein Part 100% arbeiten geht, was in den meisten Fällen der Mann ist, und der andere Part 50%-60% arbeiten geht.
Ist das eigentlich gleichberechtigt? Nö. Weil der weniger arbeitende Part den gesamten Rest des Mental Load Batzens übernimmt. Zusätzlich verzichtet die Mama auf weniger Rente, auf viel Geld (trotz Familienkasse) auf weniger Selbstbestimmung und geht das Risiko ein abhängig zu werden. Was ist denn, wenn der Mann mal lange krank wird? Scheidung? Du kennst die Risiken!
Ich spreche hier nur ganz allgemein, da es selbstverständlich auch individuelle Unterschiede gibt.
Mein Mann und ich sind beide 30-Stunden die Woche arbeiten gegangen und haben uns Haushalt, Kind, Kinderkrankenscheine und Erwerbsarbeit ziemlich gerecht aufgeteilt. Für unsere Gleichberechtigung war das super. Für die Vereinbarkeit war es ein Desaster. Ohne Omas, die bei krankem Kind oder kranker Tagesmutter einspringen, war gefühlt ständig einer Zuhause mit dem Kind. Und vorher wurde natürlich hart verhandelt, wer diesmal den Kinderkrankenschein nimmt.
Dennoch fanden wir beide diese Konstellation gerecht. Jeder trägt ungefähr denselben Anteil an ALLEM wie der andere.
Zufrieden waren wir beide nicht damit. Ein Glück, dass die zweite Schwangerschaft mich erneute in den Mutterschutz schickte.
Unsere aktuelle Gleichberechtigung als Eltern
Heute ist alles anders. Mein Mann arbeitet weiterhin 30 Stunden die Woche und ich bin mittlerweile selbstständig als virtuelle Assistentin.
Wir beide arbeiten von Zuhause und unsere Kinder gehen in die Kita.
Ich habe keine starren Zeitvorgaben, sondern arbeite je nach Kundenauftragslage und das was für mein Business selber so ansteht. Oft sind das sogar nur die besagten 15 Wochenstunden, da ich mich immer noch in der Elternzeit befinde.
Dabei bin ich zuständig, wenn die Kinder nicht in die Kita gehen können. Ich bestimme wie lange meine Kinder in die Kita gehen. Ganz oft hole ich sie um 12 Uhr ab. Das ist der Vorteil meiner Selbstständigkeit, wovon letztendlich auch mein Mann profitiert, da er nicht in die Unannehmlichkeit kommt wegen den Kindern fehlen zu müssen.
Deutschlands Arbeitgeber sind nämlich bei weitem noch nicht so familienfreundlich wie sie alle behaupten!
Dennoch ist auch bei uns nicht alles vorbildlich und takko. Natürlich muss ich meine Arbeitszeiten einfordern. Denn Mama ist doch eh Zuhause, aber Mama will auch nicht den ganzen Tag das kranke Kind versorgen müssen und erst am Abend zur geldbringenden Arbeit rübergehen, nachdem die Einschlafbegleitung wiedermal über eine Stunde gedauert hat.
Also haben wir uns darauf geeignet, dass ich zwar alles auffange, aber am Nachmittag dann halt meine Arbeitszeit beginnt. Finde ich eigentlich ziemlich gerecht, oder?
Umsetzten, kann das aber nicht jeder. Und auch ich habe mit meinem Business im ersten Jahr nicht dasselbe verdient wie mein Mann. Ich arbeite aber daran – hehe ich werde nämlich der neue Hauptverdiener 🙂
Der Mann mit der 15h-Woche
Ein ganz umgekehrtes Modell lebt eine Freundin von mir. Sie ist Lehrerin und arbeitet 75 % – frag mich nicht wieviele Unterrichtsstunden sie leistet. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass die Arbeit Zuhause in Anwesenheit von Kindern nur schwierig zu bewältigen ist. Daher bitte kein Shitstorm auf die Lehrer mit ihrer achsovielen Freizeit!
Ihr Mann arbeitet 15 Wochenstunden in Teilzeit während der Elternzeit und betreut alle 4 Kindern.
Man könnte meinen, das ist DIE Lösung. Es ist auf jeden Fall ziemlich modern, aber es ist eigentlich nichts anderes, als das in dem Fall nur der Papa Haushalt und Kids überwiegend übernimmt.
Und ist meine Freundin damit happy? Ja und nein. Sie hätte eigentlich lieber mehr Zeit mit ihren Kindern. Er hätte gerne mal wieder Pausen vom Familienwahnsinn zum durchatmen – I feel you.
Einfach ist anders
In den meisten Fällen sind beide Modelle in deutschen Familien undenkbar. Erst mal, weil die Vollzeit arbeitenden Väter oft erst abends durch die Tür schneien und demnach für die Mutter am Nachmittag gar keine Möglichkeit besteht zu arbeiten. Die einzige Chance: Längere Fremdbetreuung!
Und mehr als die 2 Monate Elternzeit, die Papas nehmen, ist in den Unternehmen eh nicht gern gesehen. Oft nicht mal die zwei Monate.
Wie kommt man als Frau also aus dem Dilemma raus? Die finanzielle Abhängigkeit vom Mann kann nicht die Lösung sein.
Ist es nicht besser sich zu strukturieren wie in einem Unternehmen, wo es ganz klare Zuständigkeiten gibt und jeder nur seine Aufgabe macht, als dass alle für alles zuständig sind?
Ist die Gleichberechtigung unter Eltern einfach nicht umsetzbar? Liegt das an den unterschiedlichen Gehältern? An Arbeitgebern?
Zahlen wir Mamas am Ende die Zeche anhand von weniger Rente? Weniger Erspartes? Und hoffen, dass die 40 % Witwenrente vom Ehemann am Ende noch reichen?
Mir ist klar, dass dieser Beitrag etwas provoziert. Daher frage ich dich:
Wie gerecht teilst du mit deinem Mann Erwerbs -und Carearbeit auf? Wie fühlst du dich damit?
Schreib mir super gerne einen Kommentar!
Für mehr Tipps und Mama Alltag – Einblicke folge mir gerne auf Facebook oder Pinterest
So baust du dir während der Elternzeit eine Selbstständigkeit als virtuelle Assistentin auf
Liebe Moni,
du sprichst mir aus der Seele. Alles nicht einfach. Ich bin selber auch finanziell sehr fit. Das Thema Rente ist mir wichtig. Und ich habe auf Steuer Klasse 4 bestanden 🙂 unsere Lösung sah so aus. 5 Jahre arbeitet ich 24-28h pro Woche und war damit aber echt stuck im Job. Keine Chance auf Aufstieg. Mein Mann arbeitete voll. Jetzt haben wir umgestellt 100% ich und er 60,%. Mit der Konsequenz dass ihm seine Führungsposition weg genommen wurde 🙂 Diskriminierung gibt es also in beide Richtungen. Trotzdem kann ich dieses Lifecycle Working empfehlen. Jeder hat mal mehr Zeit für Familie und mal für die Arbeit. Aber es ist wie die meisten Modelle harte Arbeit und aus Harmoniesicht wünsche ich mir manchmal das klassische Modell. Da sind die Lagen klar und es gibt kein „mein job/mein Termin ist wichtiger“
Danke für deine Antwort! Diese Elterndiskriminierung finde ich so schrecklich. Wie toll ihr euch das nun aufteilt. Das sollte es öfters geben!
Hallo,
meine Tochter ist jetzt 14 Monate und hat die Eingewöhnung in der Krippe gerade abgeschlossen. Mein Mann und ich haben uns die Elternzeit mit jeweils 7 Monaten Vollzeit aufgeteilt. Das klappt aktuell prima. Jetzt fangen wir aber beide wieder voll an zu arbeiten. Zum Glück sind Großeltern in der Nähe!
Uns ist Gleichberechtigung sehr wichtig- und unsere Berufe. Wir verdienen gleich viel und arbeiten gerne – und verbringen gerne Zeit mit unserer Tochter. Nicht einfach alles unter einen Hut zu bekommen.